Housi Schärer ist seit 60 Jahren Musikant mit Leib und Seele, 27. Oktober 2006

Hans Schärer ist seit 60 Jahren Aktivmitglied in der MG Oftringen-Küngoldingen

Am Samstag feiert der Aarburger Hans Schärer einen doppelten Freudentag: Er wird 75 Jahre alt und kann am Jahreskonzert seines Vereins auf 60 Jahre Musikantentätigkeit zurück-blicken.

PETER KELLER
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«Musik war immer mein grosses Hobby gewesen und ich bin ein Musikant mit Leib und Seele», umschreibt Hans Schärer seine Motivation, die ihn seit sechs Jahrzehnten dazu treibt, unermüdlich die zahllosen Proben und Auftritte mit seinem Korps zu absolvieren. Es ist aber nicht allein das Musizieren, das Schärer schätzt: «Wichtig für mich ist die sehr gute Kameradschaft im Verein und der Kontakt über die Generationengrenzen hinweg.» Letztes Jahr hätte ihn ein kleiner Durchhänger allerdings fast dazu gebracht, das Instrument an den Nagel zu hängen. «Ich glaubte, dass ich die komplizierten, modernen Kompositionen nicht mehr lernen würde; aber meine Frau hat mich ermuntert, weiterzumachen. Jetzt laufen die neuen Stücke gut – es macht wieder Spass und ich bleibe Musikant, solange die Gesundheit es mir ermöglicht.»

Start in der Bubenmusik

Angefangen hat Hans Schärers Musikanten-Laufbahn Anfang der 40er-Jahre in der Küngoldinger Bubenmusik. Damals spielten noch keine Mädchen und Frauen in den Musikkorps. Die Bubenmusik, in der jeweils etwa 15 Schüler musizierten, war die Nachwuchsformation der damaligen Musikgesellschaft Küngoldingen. Betreut von einem erfahrenen Musikanten, durfte die Bubenmusik jeweils am Jahreskonzert mit einem Ständchen aufwarten. Schärer begann mit einem S-Horn zu musizieren: «Damals war das S-Horn vor allem ein Begleitinstrument und relativ einfach zu spielen – eine ideale Einstiegshilfe.» 1946 trat er als 15-Jähriger als Aktivmitglied in die MG Küngoldingen ein. Schon 1948 erlebte er sein erstes «Eidgenössisches» in St. Gallen. «Wir haben mit einem neuen Dirigenten, der unser Korps erst seit drei Monaten leitete, in der 3. Klasse den 1. Rang erspielt», erinnert sich Schärer stolz.

Im Lauf der Jahre wechselte Hans Schärer vom S-Horn übers Flügelhorn und den S-Bass zum Euphonium. Letzteres spielt er nun seit 23 Jahren: «Es ist mein Lieblingsinstrument, weil es eine schöne Stimme hat, es ist fast wie ein Kind.»

Krise 1983 gemeistert

Hans Schärer erlebte in seiner langen Vereinszugehörigkeit auch etliche Zäsuren. 1983 befand sich die MG Küngoldingen an einem Tiefpunkt. Der damalige Dirigent hatte das Korps in den Vorjahren auf Brassband getrimmt, worauf die Holzbläser nach und nach zu anderen Vereinen wechselten. Als der Dirigent starb, drohte der Verein mangels genügend Aktiver einzugehen. Schärer ergriff die Initiative, lud brieflich zu einer Probe ein und konnte so wieder 12 Musikanten zum Weitermachen motivieren. Der Neuanfang unter Dirigent Matthias Hartmann glückte, der Verein gedieh wieder und konnte 1991 am «Eidgenössischen» mit einem 8. Rang die wohlverdiente Belohnung entgegennehmen.

Geglückte Vereinsfusion

Auch die 1996 erfolgte Verschmelzung der Musikgesellschaften Küngoldingen und Oftringen schätzt Schärer rückblickend als geglückt ein: «Es mussten einige Anfangsschwierigkeiten bewältigt werden, aber jetzt läuft es tipptopp.» Der Zusammenschluss vor zehn Jahren war vor allem mit Rücksicht auf die gemeinsame Jugendmusik der beiden Vereine angegangen worden. Beim Übertritt ins Aktivalter fürchteten viele Junge, den nicht berücksichtigten Mutterverein zu düpieren; deshalb wechselten sie direkt zu auswärtigen Korps. – Das sind inzwischen Tempi passati, ebenso wie sieben der acht Dirigenten, die Hans Schärer in 60 Jahren erlebte. Geblieben sind unzählige schöne Erinnerungen und die Vorfreude auf weiterhin schöne Proben- und Konzertstunden im Kreise der grossen Musikantenfamilie.