Konzert in der Kirche am 06. November 2005

Unter neuer Leitung überzeugt

Oftringen Musikgesellschaft konzertierte in der reformierten Kirche

KURT BUCHMÜLLER

«Wir haben uns zuerst aneinander gewöhnen müssen», sagten über-einstimmend Dirigent Fabio Christen und Präsident Christian Kramer zu Beginn des Konzertes. Dieser Gewöhnungsprozess dauerte 15 Monate und muss für beide Parteien erfolgreich verlaufen sein. Das Konzert am Sonntagvorabend zeigte ein Korps mit Spielfreude, Disziplin und hoher Präsenz jedes Beteiligten, was sich im geschlossenen Auftritt eines ausgewogenen Klangkörpers äusserte. In einer Harmoniemusik dieser Stärkeklasse zählt jedes einzelne Instrument.

Breit gefächerte Auswahl

Das Programm war ein Paradebeispiel der musikalischen Möglichkeiten, die sich einer leistungswilligen Harmoniemusik bieten. Die Mehrzahl der aufgeführten Werke waren Bearbeitungen von Originalkompositionen. Es ist immer wieder reizvoll zu hören, was hier mit den Registern der Blasmusik entstehen kann, wenn deren ureigene Qualitäten wie eine akzentreiche Intonation mit beeindruckender Fülle an Klangfarben und -volumen ausgeschöpft werden. Das war beim «Triumphmarsch aus Aïda» von Verdi ausgesprochen der Fall. Schon im Original spielen die Bläser eine dominierende Rolle. Helle Fanfaren in den Trompeten und weiche Passagen in den Bässen lösten einander ab, das Hauptmotiv erklang mit präziser Betonung des Triumphhaften. Das Gegenstück dazu war «Air poétique» von T. Huggens. Hier untermalte das Korps dezent das gepflegte Waldhornsolo von Paul Langenkamp, dessen Orchestererfahrung deutlich zum Ausdruck kam.

Eine besonders beeindruckende Leistung boten Dirigent und Spielende in «Sid Addir Babai» von L. Pusceddu, eine Tondichtung, die alles enthält, was Blasmusik effektvoll und charakteristisch macht: Breite, epische Stimmungsbilder, bewegte Passagen, melodiöse, getragene Partien, aufrüttelnde Schlagzeugeinlagen, ausgeprägt rhythmische Abläufe. Gleich danach kam mit «Dances with Wolves» nochmals ein Charakterstück zur Aufführung, diesmal aus der Filmmusik. Es wurde so ausdrucksvoll gespielt, dass man vermeinte, die US-Kavallerie herantraben zu hören. Stefan Senn garnierte es mit einem souveränen Trompetensolo.

Abstecher in Barock und Romantik

Die Barockmusik bediente sich gerne der festlichen Wirkung der Blasinstrumente, allerdings nicht der gleichen wie heute. «Farinelli» von Händel zeigte eindrücklich, welche Klangpracht und Ausstrahlung in der Sprache eines grossen Komponisten entsteht. Das Gleiche lässt sich über den nachfolgenden «Marche des Nobles» aus «Tannhäuser» von Wagner sagen. Das Werk enthält imposante Passagen, in denen eine Blasmusik so richtig ihr Klangvolumen ausspielen kann, aber auch stimmungsvolle Feinheiten. Fabio Christen verstand es, diese Eigenschaften dezidiert aus dem Korps herauszufiltern, dämpfte wenn nötig und hob heraus, wo es das Stück verlangte. Danach zeigten die Konzertgeber mit «Autumn Leaves», dass sie sich auch in der Welt des Swing und Rumba bewegen können, und zum Abschluss des Konzertes konnte das Publikum «Über die Wellen» von J. Rosas gleiten und sich mitnehmen lassen. Die zwei verlangten Zugaben zeigten, dass der Appetit mit dem Zuhören immer grösser wird.